Faszination Healthcare: Was Gesundheitskommunikation so spannend macht

von
Nadine Dusberger, Rebecca Itt

Stethoskop und Maske

Gute Gesundheitskommunikation wird immer komplexer – gerade das macht sie so spannend. Noch nie gab es so viele Kanäle, auf denen sich die unterschiedlichen Zielgruppen erreichen lassen. Noch nie war es für alle Zielgruppen leichter, an Gesundheitsinformationen zu gelangen. Noch nie aber war es  gleichzeitig für diese Zielgruppen so schwer, Gesundheitsinformationen qualifizieren und einschätzen zu können. Dies alles inmitten einer Pandemie, in der es beinahe täglich neue Erkenntnisse zu kommunizieren gibt.

Für Kommunikatoren ist es daher unerlässlich, am Puls der Zeit zu bleiben und sich mit den aktuellen Trends und Entwicklungen zu beschäftigen. Nadine Dusberger, Head of Healthcare mit über 20 Jahren Erfahrung in der Gesundheitskommunikation, erzählt in dem Interview mit Rebecca Itt, was uns 2022 beschäftigen wird und welche Relevanz Healthcare-Themen für die Gesellschaft haben.

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Was kommt im Jahr 2022 auf die Gesundheitskommunikation zu?

Nadine Dusberger: „Die Gesundheitskommunikation, die gerade durch die Pandemie stark an Relevanz für die Öffentlichkeit gewonnen hat, wird aus meiner Sicht nicht mehr in den Schatten zurückkehren, sondern auch weiterhin im Fokus stehen und stark diskutiert werden. Dazu trägt Corona bei, aber auch andere Themen wie bspw. Nachhaltigkeit von Lieferketten oder auch „nur“ Verpackungen sind relevant. Solche Themen werden unsere Zielgruppen immer mehr hinterfragen – und sie erwarten Dialogbereitschaft von den Unternehmen.“

Welche anderen Themen gewinnen für die Healthcare-Branche an Relevanz?

Nadine Dusberger: „Neben den bereits genannten Themen sind dies auch Herausforderungen, wie die zunehmenden Antibiotikaresistenzen. Das Risiko, das von übermäßigem Antibiotikagebrauch ausgeht, ist durch die Pandemie in den Hintergrund getreten. Dennoch muss hier aus Kommunikationssicht die Aufklärung über die korrekte Anwendung von Antibiotika weiter vorangetrieben werden. Denn dieses Thema betrifft uns tatsächlich alle.

Was uns ebenfalls alle angeht, ist der Klimawandel und dessen Einfluss auf die Gesundheit: Wir wissen, dass unser Organismus mit immer weiter steigenden Temperaturen nicht besonders gut umgehen kann. Um ein banales Beispiel zu nennen: Wenn wir einen Blick auf die Packungsbeilagen in unseren Medikamentenschränkchen werfen, sehen wir, dass Medikamente bei bestimmten Temperaturen gelagert werden müssen. Da es jedoch immer wärmer wird, müssen auch hier neue Lösungen gefunden und kommuniziert werden.

Nicht zu vergessen ist zudem der Zugang zu Therapien auf der ganzen Welt. Aktuell steht besonders der weltweite Zugriff auf Impfstoffe im Fokus. Aber müssen wir unseren Blick hier weiten, weil wir spätestens durch Corona gelernt haben, dass Gesundheit ein globales Thema ist und globale Lösungen erfordert.

Das Thema Zugang bringt mich auch direkt zu meinem Herzensthema, der Gesundheitskompetenz. Immer mehr Menschen haben in Deutschland einen Zugang zu Gesundheitsinformationen. Jedoch nimmt die Kompetenz, mit diesen Informationen umzugehen und sie einzuordnen, immer weiter ab. Das belegt z. B. eine Studie Uni Bielefeld.

Das Metathema Digitalisierung und – damit verbunden –  die Verwendbarkeit von Gesundheitsdaten spielen in diesem Zusammenhang ebenfalls eine große Rolle. Sie beeinflussen aber auch alle anderen Themen, da sie sowohl die Arbeit der im Gesundheitswesen tätigen Personen als auch die gesamte Patient Journey verändern werden. Wie man sieht: In der Gesundheitskommunikation wird es in den nächsten Jahren nicht langweilig!“

Wenn du an deine persönlichen Präferenzen denkst: Auf welche Entwicklung freust du dich besonders – und warum?

Nadine Dusberger: „Ich finde alle Entwicklungen spannend und freue mich sehr darauf, sie in den nächsten Jahren weiter begleiten zu dürfen. Gesellschaftlich sehr relevante Themen zu kommunizieren ist genau das, was unseren Beruf für mich so faszinierend macht. Gleiches gilt, wenn es darum geht, zu einer Erleichterung des Lebens von medizinischem Personal und Patient:innen beizutragen – weil sie Zugang zu guten Informationen haben und so informierte Entscheidungen treffen können. Wenn wir noch einen Schritt weitergehen und auch das Thema „Shared Decision Making“ betrachten, ist das ebenfalls kommunikativ eine spannende Entwicklung, auf deren Begleitung ich mich sehr freue.“

Warum ist es so wichtig, genau diese Entwicklungen jetzt weiterzubringen?

Nadine Dusberger: „Kommen wir nochmal zurück auf das Thema Gesundheitskompetenz: Wir wissen, dass sich das Wissen heute immer schneller vermehrt. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass sich speziell medizinisches Wissen alle 73 Tage verdoppelt. In den 50er-Jahren haben wir dafür noch mehrere Jahrzehnte gebraucht. Wir merken in der Pandemie, wie sehr dieser ständige Erkenntnisgewinn zur totalen Verunsicherung in der Bevölkerung führt. Wir sehen, dass viele Menschen das Gefühl haben, nicht mehr zu verstehen, warum sich Empfehlungen permanent ändern. Sie können nicht mehr nachvollziehen, warum eine zweifache Immunisierung plötzlich nicht mehr reicht oder sich der Genesenen-Status spontan verkürzt.

Auch Ärzt:innen fällt es immer schwerer, im komplexen Praxisalltag den Anschluss an Wissen nicht zu verlieren. In diesem Fall ist es unser Job, die Komplexität zu reduzieren, indem wir das Wissen so aufbereiten, dass es ethisch und wissenschaftlich korrekt von allen Stakeholdern im Gesundheitswesen verstanden und konsumiert werden kann.“

Wie informierst du dich eigentlich über aktuelle Entwicklungen und neue Trends in der Gesundheitskommunikation?

Nadine Dusberger: „Morgens, bevor ich in meinen Arbeitstag starte, habe ich bereits alle großen Newsportale gescannt und alle wichtigen Newsletter gelesen. So weiß ich, was heute relevant für uns ist oder auch perspektivisch für uns relevant bleiben könnte. Danach folgen die ärztlichen Leitmedien und Marketingmedien, deren Newsletter und Portale ich gleichfalls regelmäßig konsumiere. Das Besondere an einem internationalen Netzwerk ist zudem, dass ich im regelmäßigen Austausch mit meinen internationalen Kolleg:innen stehe und wir uns auch hier über Trends unterhalten. Außerdem stehe ich im täglichen Austausch mit unseren Kund:innen und weiß, welche Themen sie beschäftigen. Dadurch bekommt man ebenfalls ein gutes Gespür für Trends.“

Gibt es spannende Entwicklungen aus dem vergangenen Jahr, die auch dieses Jahr die Gesundheitskommunikation beeinflussen/verändern werden?

Nadine Dusberger: „Ich glaube, ein Thema, von dem wir uns wünschen, dass es keinen großen Einfluss mehr auf uns hat, ist ganz sicher die Pandemie. Dabei schließt sich der Kreis und wir sind wieder bei dem Thema Gesundheitskompetenz – denn die Pandemie hat uns durch die Fülle immer neuer Informationen sicher alle einmal an unsere Grenzen gebracht. Sie hat aber auch gezeigt, dass wir neue Wege gehen müssen. Insbesondere dann, wenn wir große, heterogene Zielgruppen erreichen und mitnehmen wollen. Dieses Learning wird uns auch in Zukunft begleiten und die Gesundheitskommunikation weiter voranbringen, denn Gesundheit geht uns alle an!“

 

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  • Rebecca Itt

    Rebecca Itt ist seit August 2021 als Assistent Account Executive im Healthcare Team bei FleishmanHillard Deutschland mit Sitz in Frankfurt tätig. Sie unterstützt bei verschiedenen Projekten, zum Beispiel im Bereich Produkt- und Patientenkommunikation sowie Media Monitoring und Social Media. Sie...

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