Zero Waste Workshop im Frankfurter Büro: Einfach weniger Müll produzieren

von
Daniel Silberhorn

„Das geht ja einfach“, staunt ein Kollege, als er drei Zutaten zu einer selbstgemachten Deo-Creme zusammenrührt. „Und am Montag riechen wir dann alle gleich!“ Gelächter in der gutgelaunten Gruppe, die da eines freitags in unserem Büro einen Zero Waste Workshop von Pia Krechel besucht. PHD Deutschland und FleishmanHillard haben die Initiatorin von Zero Waste Frankfurt gemeinsam eingeladen, um sich über Möglichkeiten der Müllreduktion in Alltag und Büro zu informieren.

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„Das ist tatsächlich das größte Aha-Erlebnis, das ich in den Workshops erlebe“, berichtet Pia, während die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleinen Gläschen Kokosöl, Speisestärke und Natron zu einer geschmeidigen Paste vermischen. „Es ist eben nicht teuer, zeitintensiv oder umständlich, Müll zu vermeiden, das sind alles Vorurteile.“ Es sei oftmals schlicht eine Sache des geänderten Konsums: bewusster, und es muss nicht alles neu sein oder darf auch repariert werden. In immer mehr Läden könne man zudem unverpackt einkaufen, und bereits mit fünf Hausmitteln lassen sich einige Reinigungs- und Hygieneartikel in Minuten selbst herstellen. „Das spart mir inzwischen nicht nur richtig Geld, sondern geht auch schneller, als wenn ich in einer Drogerie einkaufe. Und vor allem weiß ich dann einfach genau, was drin ist an Inhaltsstoffen – zum Beispiel kein Mikroplastik.“

Die Workshop-Teilnehmer beim Herstellen eigener Produkte (Foto: phd)

Das sind Überlegungen, die für immer mehr Menschen wichtig sind. Schließlich häuften sich zuletzt die Meldungen, wo sich inzwischen Mikroplastik überall findet – in den Meeren, im Ackerboden, in Lebensmitteln, im menschlichen Körper und sogar im Schnee in den Alpen und der Arktis. Bis 2015 hat die Menschheit 7,8 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Die Hälfte davon in nur 15 Jahren, zwischen 2000 und 2015. 40 Prozent davon wird nur ein einziges Mal verwendet. Und nur geschätzte neun Prozent des gesamten Plastiks, das jemals hergestellt wurde, wird auch wirklich recycelt.

Einfache kleine Dinge sind ein guter Anfang

Den großen Zahlen setzt Pia während ihres Workshops eine sehr kleine Zahl entgegen: 160. So viel Gramm Plastik fällt im Durchschnitt in ihrer vier-köpfigen Familie pro Woche an. „Wichtig ist, dass man einfach etwas ausprobiert, das keine große Mühe bereitet und Spaß macht. Das ist dann schon ein Anfang. Und vielleicht kommt dann stückchenweise immer mehr dazu.“

Gebannt lauschen die Teilnehmer den Zahlen & Fakten bevor schließlich lebhaft diskutiert wird (Foto: phd)

Die Kolleginnen und Kollegen in Frankfurt, so stellt sich in lebhaften Diskussionen und anregendem Austausch von Erfahrungen heraus, machen sich bereits seit geraumer Zeit Gedanken. So nutzen viele bereits festes Shampoo, Zahnputztabletten oder verwenden simple Hausmittel im Alltag. Auch was Nachhaltigkeit im Büro angeht, ist hier bereits einiges umgesetzt oder auf den Weg gebracht. So hat FleishmanHillard in Deutschland seit 2015 beispielsweise die CO₂-Emissionen pro Mitarbeiter um mehr als 30 Prozent reduzieren können. Trotzdem stupst Kirsten Rodenstein, Office-Managerin in Frankfurt, ihren Sitznachbarn gelegentlich an: „Schreib das auf, schreib das auf, das machen wir!“

Natürlich sind am heutigen Workshop-Tag auch alle Snacks nachhaltig vom Frankfurter Unverpackt-Laden grammgenau, und nach der Veranstaltung löschen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Durst mit Knärzje, dem nach Angaben des Herstellers ersten Zero Waste-Bier Deutschlands, gebraut in Frankfurt – unter Verwendung von altem Brot, das sonst weggeworfen werden müsste.

Zero Waste: Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot

Wie Pia Krechel selbst auf das Thema Zero Waste kam? „Ein Buch war für mich Inspiration, daraufhin haben wir uns zuhause mal unseren Müll angeschaut und überlegt, was wir anders machen können. Ich will gerade auch für meine Kinder ein Beispiel sein.“ Während Pia das sagt, zaubert sie aus einem mitgebrachten Karton Produkt um Produkt aus den Bereichen Bad, Waschen & Putzen, Küche und Lebensmittel, das sie selbst herstellt, upcycelt, oder nachhaltig einkauft. „Bei Zero Waste geht es um die so genannten fünf Rs: Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot. Gegen Müll, gegen Verschwendung.“

Zero Waste Workshop bei FleishmanHillard (Foto: phd)

Besonders wertvoll: Auf einer interaktiven Karte hat Pia viele Geschäfte eingetragen, in denen man in Frankfurt und Umgebung unverpackt, nachhaltig und ressourcenschonend einkaufen kann. „Es ist nämlich manchmal gar nicht so einfach, diese Läden zu finden. Und ich will es Leuten einfacher machen, die gerne Müll reduzieren wollen, aber nicht die Zeit haben, Möglichkeiten zu suchen.“

Bei der engagierten Gruppe im Frankfurter Büro scheint die Mission am heutigen Tag geglückt. Nach ein paar kurzweiligen und informativen Stunden verlassen alle inspiriert den Raum. „Ich finde das toll“, sagt eine Teilnehmerin. „Die Sachen muss ich gleich mal zu Hause ausprobieren.“ Pia freut sich.

 

Für weitere Informationen:

https://www.zerowastefrankfurt.de/
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