Lasst uns das Internet verdunkeln - warum der Dark Mode auf Webseiten 2022 endgültig Standard werden sollte.
Der Dark Mode ist inzwischen so ziemlich überall angekommen – auf dem Smartphone genauso wie auf dem Rechner, mit Windows ebenso wie mit Mac, Android oder iOS. Die Industrie scheint sich einig, dass eine dunkle Oberfläche heute eine verpflichtende Option ist. Allerdings gibt es einen Bereich, in dem genau das leider noch nicht der Fall ist: im Web.
Aber gehen wir zunächst ein paar Schritte zurück. Der „Light Mode” stellt den Status quo im Design von Interfaces wie Betriebssystemen, Webseiten und Apps dar. Er basiert auf einem visuellen Standard, der schon lange vor der Entwicklung von Computern verwendet wurde: dunkle Farben auf hellem Hintergrund – wie etwa Tinte auf Papier. Der „Dark Mode“ kehrt dieses Konzept um. Und dafür gibt es gute Gründe.
Light Mode vs. Dark Mode
Im Gegensatz zu Bildschirmen leuchtet Papier nicht eigenständig. Anders als bei einem Bogen oder einem Blatt schauen wir beim einem Smartphone direkt in eine Lichtquelle. Je heller das gesamte Bild, desto stärker das Licht. .
Auch wenn die Forschung noch keine eindeutigen medizinischen Erkenntnisse zu den Auswirkungen dieser Tatsache liefert, zeigen Statistiken, dass der Dark Mode stark an Beliebtheit gewinnt. Bei technikaffinen Zielgruppen geben über 80 Prozent an, diesen Modus zu nutzen (1,2). Knapp 40 Prozent der iOS Nutzer verwenden ebenfalls den Dark Mode auf ihren Geräten. (3)
Design
In Designblogs werden oft ästhetische Gründe genannt: Dunkle Oberflächen wirken modern, elegant – und auch etwas mysteriös. Sie erlauben eine starke visuelle Präsenz, weil helle Objekte auf einem dunkeln Hintergrund ähnlich wie im grellen Scheinwerferlicht auf der Bühne maximal prominent wirken.
Accessibility
Diesen Argumenten wird gerne die so genannte Accessibility entgegengestellt. Lange Texte mit heller Schrift auf dunklem Hintergrund können die Augen schneller müde machen. Komplexe Grafiken mit verschiedenen Farben müssen besonders gut gestaltet sein, damit der Kontrast möglichst hoch bleibt.
Die Auswahl an kontrastreichen Farben ist beim Dark Mode deutlich limitierter als bei einem hellen Hintergrund. Das macht den Dark Mode in Sachen Accessibility jedoch nicht per se schlechter. Es ist nur etwas mehr Aufwand nötig, um ihn wirklich nutzerfreundlich zu gestalten.
Ästhetik vs. Nutzbarkeit
Bei der Gestaltung der Webseite resultiert das Ganze dann oft in einer Abwägung von Ästhetik und praktischer Nutzbarkeit. Dabei muss stets auch überprüft werden, welche der beiden Optionen optimal zur eignen Brand passt.
Ein Aspekt wird dabei jedoch vollkommen vernachlässigt: Die Nutzer haben sich ihrerseits schon für eine der beiden Optionen entschieden – und zwar ganz unterschiedlich, je nach individueller Präferenz. Auf ihren Smartphones und Rechnern sind diese Präferenzen bereits eingestellt.
Genau das sollte auch bei der Webgestaltung respektiert werden. Für diesen Fall gibt es eine Abfrage in HTML (4), mit der ermittelt werden kann, ob auf dem Endgerät der Nutzer/-innen der Dark oder der Light Mode Verwendung findet. Entsprechend lässt sich dann der passende Mode automatisch auch für die Seite anwenden.
Zielgruppen
Ist die eigene Webseite auf eine sehr spezifische Zielgruppe ausgerichtet, kann man mit der gleichen Abfrage herausfinden, wie groß der Bedarf an einer entsprechenden Spezifikation bzw. Änderung ist. Fast noch wichtiger: Hier lässt sich auch herausarbeiten, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt.
Dabei sollte vor allem die Überlegung eine entscheidende Rolle spielen, ob es wirklich wichtiger ist, ob ein dunkles Thema gut zur eigenen Brand und den Inhalten passt – oder ob eben die Präferenz der Nutzer:innen den Ausschlag geben sollte.
An der Antwort zeigt sich nicht zuletzt, was entscheidet: der eigene Geschmack – oder derjenige der Nutzer- bzw. Zielgruppen? Letzteren komplett zu ignorieren dürfte jedenfalls keine besonders gute Idee sein…
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