Influencer Marketing 2024 – What’s next?

Influencer Marketing zählte bereits 2023 zu den wichtigsten Instrumenten für Unternehmen, um ihre Reichweite, Bekanntheit und Verkaufszahlen zu steigern. Auch in diesem Jahr ist und sollte es Bestandteil im Marketing-Mix einer Brand sein, wenn diese erfolgreich, holistisch und zeitgemäß kommunizieren möchte.

Doch welche aktuellen Trends gibt es? Was wird sich 2024 ändern? Was kommt hinzu und was gilt es weiter zu beobachten? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir uns drei Major Trends etwas genauer angeschaut und bewertet.

1. Das Streben nach Authentizität

Laut einer Studie des IFH Köln sind 57 Prozent der Befragten schon einmal über Social Media auf ein Produkt aufmerksam geworden; 66 Prozent der Teilnehmenden einer Umfrage der Unternehmensberatung Simon-Kucher äußerten die Bereitschaft, an einem Live-Shopping-Event teilzunehmen, während 24 Prozent im Rahmen einer weiteren Internetumfrage angaben, in den letzten zwölf Monaten mindestens ein Produkt gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen zu haben, weil es von einem YouTuber beworben wurde; des Weiteren bestätigten ganze 43 Prozent, bereits mindestens einmal ein Produkt basierend auf einer Influencer-Empfehlung gekauft zu haben, und sogar 71 Prozent bestätigten, dass sie der Empfehlung ihres favorisierten Influencers vertrauen. Zahlen sprechen an dieser Stelle mehr als Worte – Influencer sind mehr empowered denn je. Durch ihre Relevanz und den stetig steigenden Investitionen seitens der Unternehmen haben Influencer nicht nur die Möglichkeit, Kooperationen und die Interaktionen mit Brands intensiver mitzugestalten, sondern sie sind maßgeblich an der Entwicklung der Abverkaufszahlen beteiligt.

Wir beobachten eine starke Entwicklung hin zu einem diverseren und holistischeren Ansatz. So sollten Unternehmen deutlich mehr Wert auf einen paid/earned Ansatz legen und bei der Auswahl von Influencer auf eine Mischung aus kleineren und größeren Reichweiten setzen. Der Trend geht schon seit längerer Zeit weg von den Mega-Influencern mit mehreren Millionen Followern, da das hierfür notwendige Budget oft im gesunden Verhältnis zum Outcome für die Unternehmen steht. Kleinere Influencer mit einer Followerzahl um die 100k wirken authentischer, nahbarer und interagieren direkter mit ihren Followern. Ihre Empfehlungen klingen eher wie Ratschläge von Freunden als nach Werbung. Unternehmen sollten sich zudem, abhängig von KPIs und Zielgruppe, auf verschiedene Plattformen konzentrieren. Neben Instagram können auch TikTok, Pinterest und YouTube von großer Bedeutung für den Erfolg einer Influencer-Kampagne sein. Dies bedingt einen intensiveren Wettbewerb zwischen den Plattformen. Die Creator werden sich dorthin bewegen, wo ihre Follower erreicht werden können und wo sichergestellt ist, dass der Content tatsächlich ausgespielt und schlussendlich monetarisiert werden kann.

Neben dem unermüdlichen Streben nach Authentizität und Transparenz sind vor allem die Möglichkeiten der Erfolgsmessung elementar wichtig. Aktuell variieren die KPIs noch sehr stark je nach Marke und Unternehmen. Es wird zunehmend ein individueller Ansatz verfolgt, weg von `One-fits-all‘-Lösungen hin zur Bewertung der tatsächlichen Resonanz im Vergleich der reinen Reichweite. Die Plattformen ermöglichen ein sehr dezidiertes Auswertungsverfahren und steigern durch diese Messbarkeit das Vertrauen von Unternehmen und Marken in Influencer-Aktivitäten.

2. Thought Leadership via LinkedIn

Viele User fragen sich, ob LinkedIn dieses Jahr Instagram als führende Plattform ablösen wird. Und welche Rolle wird TikTok dabei spielen? An dieser Stelle ist es wichtig, seine Kommunikationsziele genau zu differenzieren, ebenso wie KPIs und Zielgruppen.

Für eine maßgeschneiderte und effiziente B2B-Kommunikation ist LinkedIn die wichtigste Plattform. Sie wächst stetig und bietet Unternehmen die Möglichkeit, relevante Verbindungen herzustellen oder ein relevantes Netzwerk aufzubauen und kontinuierlich zu intensivieren. Das Targeting nach Zielgruppen ist bei LinkedIn präziser und besser möglich, was zu geringeren Streuverlusten in der Kommunikation und einer höheren Erfolgsquote bei B2B-Kampagnen im Vergleich zu anderen Kanälen führt.

Als Thougth Leader ist das Ziel für Führungskräfte sowie Unternehmen generell, als führende Stimme in einem bestimmten Bereich wahrgenommen zu werden. Es geht um einen echten Mehrwert, der in Form von Hintergrundwissen, Erfahrungen und Perspektiven geteilt werden kann. Eine konsequent hohe Content-Qualität, authentische, gut gepflegte und vernetzte Kontakte sowie kontinuierliches Networking sind auf LinkedIn so wichtig wie auf keiner anderen Plattform.

Wichtig bei der Positionierung als Meinungsführer sind diverse Punkte. Zum einen bedarf es einer gewissen Beharrlichkeit und Kontinuität, da das Wachstum hier länger dauert, jedoch nachhaltiger ist. Konsequentes Engagement wird belohnt. Darüber hinaus ist es elementar wichtig, seine Nische zu kennen und sich hier als Expert:in zu positionieren. Die Teilnahme an Diskussionsrunden, Webinaren und Konferenzen ist wichtig, um an den richtigen Orten mit den richtigen Personen ins Gespräch zu kommen. Relevanz und Qualität der Beiträge stehen hier an erster Stelle und werden durch ein sehr engagiertes Netzwerk belohnt.

Für das ambitionierte Ziel, Meinungsführer in einer bestimmten Nische zu werden, ist LinkedIn mit seinen inzwischen über 850 Millionen Mitgliedern in mehr als 200 Ländern eine geeignete Plattform. Thought Leadership steht für wahre Innovation, exorbitante Expertise in diversen Fachgebieten und die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. So wird es einfacher, selbst als Führungskraft und sein Unternehmen zu positionieren und und Key-Stakeholder nachhaltig zu inspirieren.

3. KI meets Influncer Marketing

Die Grenzen zwischen Menschen und KI verschwimmen allmählich. Gerade im Social Web gibt es wenige Bereiche, in denen KI noch nicht eingesetzt wird. Bereits im letzten Jahr waren die Namen der Influencerinnen Emily Pellegrini oder Aitana Lopez in aller Munde. Beide weisen inzwischen ca. 300k Follower auf Instagram vor, beide verdienen monatlich im vierstelligen Bereich – und beide sind KI-Schöpfungen. Marken wie Prada kooperieren mit KI-Influencern und Prominente wie Bella Hadid zeigen sich mit ihnen. Es stellt sich also weniger die Frage, ob sich KI-Influencer durchsetzen werden, sondern vielmehr, wie werden sie und die KI für den Prozess zukünftig genutzt.

Die Vorteile liegen auf der Hand: KI-Influencer werden nicht müde, benötigen keinen Urlaub und haben keine unproduktiven Tage. Das Thema ist aktueller denn je, da Effizienz großgeschrieben wird. Durch ihre 24/7 Einsatzfähigkeit können die virtuellen Influencer auf allen Social-Plattformen parallel eingesetzt werden. Für die Produktion von maßgeschneiderten Content für einen Kanal investiert ein Mensch wertvolle Zeit. Die Algorithmen und Herausforderungen der Plattformen ändern sich ständig, ebenso wie die Anforderungen an die Creator, die diese bespielen. Dies erfordert Kreativität und Arbeit, die von KI-Influencern automatisch geleistet werden können. Zudem sind KI-Influencer aktuell noch wesentlich kostengünstiger, da die Gagen der menschlichen Influencer in den letzten Monaten rasant angestiegen sind.

Generell kann die KI Prozesse effizienter gestalten, insbesondere relevante Aktivitäten wie Recherche und Selektion von passenden Influencern sowie Monitoring und Reporting inklusive quantitativer wie auch qualitativer KPIs werden bereits heute sehr erfolgreich von KI unterstützt.

Natürlich darf man bei all dieser Euphorie nicht die Kehrseite der Medaille vergessen. Wie oben beschrieben, werden gerade im Influencer Marketing Echtheit und Authentizität großgeschrieben. Die vermeintliche Nahbarkeit und die enge Bindung zur Community machen Influencer aus und sind der USPs dieser Disziplin. User identifizieren sich mir ihren Vorbildern im Social Web und haben nahezu das Gefühl, mit dem Influencer befreundet zu sein. Die Entwicklung geht immer mehr dahin, auch das Unperfekte und die kleinen und großen, einfach menschlichen Probleme mit der Community zu teilen. KI-Influencer hingegen stehen für eine perfekte und künstliche Welt, in der es genau diese Probleme nicht gibt. Sie verfolgen einen konträren Narrativ, was ein komplett realitätsfernes Image abzeichnet.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass KI auch im Bereich Influencer-Marketing sicherlich weiter auf dem Vormarsch sein wird. Noch steht dieser Entwicklung das Streben nach Authentizität entgegen, und daher bleibt es spannend, den weiteren Prozess zu beobachten.

Unsere Prognose geht dahin, dass KI sicherlich immer häufiger hinter Influencern stehen wird, diese aber nicht von der KI ersetzt werden. Es kann eine gesund Ko-Existenz geben, und möglicherweise können auch die realen Influencer etwas in Sachen KPIs und Erfolgsmessung vom ihren virtuellen Gegenstücken lernen.

Und wenn Sie sich für den Einfluss der KI auf die Kreativität interessieren, empfehle ich Ihnen den Artikel meiner Kollegin Sarah Plötzing „Kreativität 2.0: Bessere Ideen dank KI?

Fazit

Die Macht des Influencer-Marketings wird noch größer. Unternehmen können diese Disziplin in einem ausgewogenen Marketing-Mix nur schwerlich ignorieren und sollten sich schnellstmöglich mit diesem Thema auseinandersetzen. Ein maßgeschneiderter Ansatz je nach Zielen ist wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die sich stetig wandelnden Bedürfnisse ihrer Zielgruppen schnell bedienen zu können. Die richtige Selektion, ein gesundes Handling der Kooperationen auf Augenhöhe sowie eine detaillierte, datengetriebene Erfolgsmessung sind entscheidende Bestandteile einer erfolgreichen Influencer-Aktivierung.

  • Patrick Brünecke

    Patrick Brünecke ist Teil des Brand Affairs Teams bei FleishmanHillard in Deutschland. In seiner Rolle als Senior Berater betreut er nationale & internationale Kunden aus dem Bereich Food, FMCG, Fashion und Beauty. Neben der Konzeption, Umsetzung und Evaluation ganzheitlicher Kommunikationsmaßnahmen...

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