Keine Angst vor Trivialität: LinkedIn ist nicht das neue Facebook

von
Stefanie Söhnchen

Gebüsch mit LinkedIn SchildBesonders in der deutschen Digital-Szene wird immer wieder die Befürchtung laut, dass mit dem Reichweiten-Verlust auf Facebook nun LinkedIn zum Medium der Wahl wird. Das würde – so die Sorge – eine Trivialisierung des Contents zur Folge haben. Tatsächlich aber ist das nicht der Fall, jedenfalls nicht in einem relevanten Ausmaß. Warum? Hier ein paar Anhaltspunkte dafür:

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1. Creator-Modus & selektive Influencer:innen-Auswahl belohnt Fachlichkeit

Die Einführung des Creator-Modus mit der Möglichkeit, Fachthemen zu definieren, die dann durch einzelne Personen repräsentiert werden, ist ein deutliches Zeichen: Das Netzwerk signalisiert, dass es die Nutzer:innen zur klaren inhaltlichen Positionierung anregen will.

Durch die Creator-Hashtags soll verdeutlicht werden, über welche Fachthemen die Person hauptsächlich spricht.

Natürlich können hier theoretisch auch #familyandfriends Einzug halten – das ist aber bisher noch nicht zu beobachten.

Zudem zeigt sich LinkedIn mit der Vergabe des blauen „Influencer“-Badges sehr selektiv und hat klare Kriterien. Hervorgehoben werden hier nur Personen, die regelmäßig hochwertigen Content posten und dazu Diskussionen mit der Community anregen und führen.

2. Der Algorithmus scheint weiterhin „anti-Spam“ zu sein

Wir beobachten branchenunabhängig, dass die Verwendung zu vieler Hashtags oder auch mehrfaches Posting innerhalb von 24-Stunden vom Algorithmus durch geringe Reichweiten „bestraft“ wird.

Auch der Fakt, dass ein Taggen anderer Nutzer:innen nur dann zu mehr Reichweite führt, wenn diese auf den Post reagieren (während es sonst keinen Effekt hat), ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Netzwerk besonderen Wert auf relevanten, inhaltlich ansprechenden Content legt.

3. Nutzer:innen-Kontrolle über Content-Ausspielung möglich

Dazu gehört auch, dass LinkedIn den Nutzer:innen ermöglicht, den Algorithmus daraufhin zu trainieren, was sie sehen möchten und was nicht – sogar vereinzelt mit Begründungen. Im Grunde ist das kein neues Feature. Es kann aber dabei helfen, dem Algorithmus zu zeigen, dass Updates aus dem Privatleben eher als unpassend empfunden werden.

In jedem Beitrag gibt es die Möglichkeit, oben rechts bei den drei grauen Punkten den Punkt „Nicht anzeigen“ zu wählen. Anschließend kann mitgeteilt werden, warum man diesen Beitrag nicht sehen möchte.

Zusätzlich lassen sich über die Account-Präferenzen weitere Vorlieben einstellen. Wer das nutzt, kann unmissverständliche Zeichen setzen, welchen Content er / sie schätzt und welchen nicht.

4. „Fancy-Features“ werden wieder abgeschafft, wenn sie nicht zur Community passen

LinkedIn hat – genau wie die anderen Netzwerke – beobachtet, dass vergänglicher Content („Ephemeral Content“) prinzipiell gut anzukommen scheint. Das gilt auch und vor allem für eine besonders weit verbreitete Form: Storys aller Art.

Als der Anbieter aber merkte, dass dieses Feature im Business-Umfeld nicht den gleichen Effekt hat, wurde die Möglichkeit wieder zurückgenommen.

Die Geschichten wie auch die darin integrierten Interaktionsmöglichkeiten sind oft Momentaufnahmen mit einem bestimmten Gamification-Aspekt. Genau das passt in die Business-Welt aktuell eher nicht hinein – gerade im Hinblick auf Deutschland.

Dass LinkedIn genau das erkannt und berücksichtigt hat, spricht für das eigene Brand-Verständnis als Business-Netzwerk.

5. Fachlicher Austausch funktioniert

Das vielleicht wichtigste und schwerwiegendste Indiz: Auf LinkedIn ist weiterhin problemlos auf einer regelmäßigen Basis möglich, über fachliche Themen mit Tiefgang, Konstruktivität und Sachlichkeit zu diskutieren.

Ob Energiewende, digitale Transformation, medizinisches Gerät oder Schaltschranktechnik – die Community ist an regelmäßigem Input interessiert und lässt sich auch gern auf einen Austausch auf Augenhöhe mit den Experten-Creators dazu ein. Das gelingt auf Facebook aktuell eventuell noch in gut gepflegten Fachgruppen, darüber hinaus aber eher selten.

Wie sich das Ganze weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Das Netzwerk erfreut sich weiterhin eines globalen Wachstums und könnte deshalb schon stärker in Richtung private Kommunikation abdriften. Zurzeit scheint es aber noch genug Creators zu geben, die einen Fokus auf Fachlichkeit schätzen und leben. Daraus folgt, dass LinkedIn bis auf Weiteres nicht vergleichbar mit der Kommunikation sein wird, die wir von Facebook kennen.

 

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