Authentisch kommunizieren – was ist das eigentlich & wie geht das?

Kommunikation

Eines der Zauberwörter unserer Profession ist Authentizität. Wer authentisch kommuniziert, überzeugt, nimmt andere Menschen mit, wird gehört, verändert Denken und Handeln. Robert Habeck kann es wohl (zumindest bis vor wenigen Wochen), sein Chef Olaf Scholz angeblich eher nicht.

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Versucht man zu ergründen, welcher Zutaten es für die Kunst authentischer Kommunikation bedarf, finden sich Begriffe wie „Kongruenz von Denken, Fühlen, Handeln“, „zu Emotionen stehen“, „sich selbst sein“, „zuhören können“ oder „mit seinen inneren Werten im Einklang stehen“.

So philosophisch wertvoll und zutreffend diese Beschreibungen auch sind: In der Realität des Businesskontextes sind sie m.E. nicht ausreichend. Professionelle Kommunikation ist kein Selbstzweck und muss sich daher immer an ihrem Wertschöpfungsbeitrag messen lassen.

Wer diese Dimension nicht versteht, wird früher oder später in sein selbst gegrabenes Authentizitätsloch fallen, das sich irgendwo im Niemandsland zwischen kommunikativ geschürter Erwartung und tatsächlicher Erfahrung befindet.

Erste Dimension: Wertegerüst als Rückgrat der authentischen Kommunikation

Dazu sind drei Dimensionen von Bedeutung.

Zunächst fußt authentische Kommunikation immer auf einem Wertegerüst, das sich von einem positiven, partnerschaftlichen Menschenbild ableitet.

Es bildet das Rückgrat, den Kompass der Kommunikation, ist nicht starr, sondern wandlungsfähig – aber nicht verhandelbar.

Darunter fallen z.B. emotionale Intelligenz, ein verantwortungsvolles Rollenverständnis, die Fähigkeit, zuzuhören sowie die Bereitschaft, sich in die Gefühlswelt seines Gegenübers / von Zielgruppen versetzen zu wollen und zu können.

So gelingt es, den richtigen Ton zu treffen und die Balance zwischen Senden und Empfangen zu finden.

Zweite Dimension: Bedürfnisse des Gegenübers und Wirkung des eigenen Handelns hinterfragen

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Daneben muss immer die Frage nach den Bedürfnissen des Gegenübers (gefühlt wie real) und – daran anschließend – nach der Wirkung des eigenen Handelns auf die Betroffenen gestellt werden.

Besitze ich die inhaltliche Kompetenz, dies zu beurteilen?

Bin ich bereit, Zumutungen zu kommunizieren, weil ich von der Verantwortlichkeit meines Handelns überzeugt bin?

Überhöhe ich unter Umständen meine eigenen Werte, weil ich mir dadurch Konfrontation und Auseinandersetzung erspare?

Bin ich jederzeit in der Lage, mich selbst zu hinterfragen und Fehler einzugestehen?

Habe ich die Größe, meine Position im kritischen Diskurs immer wieder zu erklären, Hintergründe aufzuzeigen, Zweifel zu artikulieren und Entscheidungswege transparent zu machen, ohne in Arroganz zu verfallen?

Und schließlich: Welche Kompromisse bin ich bereit einzugehen, ohne mein eigenes Inneres zu verlieren und auf dem Altar der (kurzfristigen) Opportunitäten zu opfern?

Führungskräfte befinden sich mit ihrer Kommunikation also immer in einer Reflexion zwischen eigenen Idealen und den Realitäten des Geschäfts. Dabei gilt es, den eigenen ethisch-moralischen Kompass nicht zu verlieren, ohne ihn aber gleichzeitig als überhöhte Monstranz vor sich her zu tragen.

Dritte Dimension: Dramaturgie der authentischen Kommunikation beachten

Als dritte Dimension muss m.E. die Dramaturgie genannt werden.

Authentische Kommunikation folgt immer Rhythmus und Geschwindigkeit. Oftmals sind Zeitpunkt und Intensität der Kommunikation mindestens so wichtig wie Inhalte und die Form der Vermittlung.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, man könne gar nicht genug kommunizieren, gilt eben auch: Manchmal ist es gut, einfach mal die Schnauze zu halten und der eigenen Kommunikation einen Resonanzraum zu verschaffen, der nur in einem Moment der Ruhe entstehen kann.

Ähnlich einer zwischenzeitlichen Stille in einem Zwiegespräch sind Sendepausen vielfach in hohem Maße erkenntnisstiftend. Dies aushalten zu können ist für viele zweifellos eine Herausforderung.

Authentische Kommunikation ist schlussendlich das Ergebnis einer Kombination mehrerer Faktoren.

Neben Talent und Veranlagung bedarf sie der Abwägung, Selbstreflexion und Disziplin sowie der Fähigkeit zu Kompromissen mit sich selbst.

Ansonsten besteht die reale Gefahr, dass sie zum Vehikel der eigenen Eitelkeit verkommt. Die täglich größer werdende Gruppe derjenigen, die sich um Kopf und Kragen geredet haben, legen davon im besten Wortsinn ein beredtes Zeugnis ab.

 

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  • Hanning Kempe

    Hanning Kempe ist seit 2012 CEO von FleishmanHillard in Deutschland. Mit über 25 Jahren in der Kommunikationsbranche ist er ein gesuchter Ratgeber für Themen wie Dialog Management, Unternehmensstrategie, Unternehmenskommunikation, Change-und Krisenkommunikation sowie Issues Management. Sein Schwerpunkt liegt auf den Branchen...

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