Digital too. Digital first. Digital only!

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Noch ist Mathias Döpfner nicht an seinem Ziel angekommen. Doch spätestens in fünf Jahren soll sein Verlagshaus Axel Springer ein reines Digitalunternehmen sein, kündigte der CEO von Europas größter Boulevardmarke neulich an. Für viele Leser:innen kaum vorstellbar – keine Tageszeitung mehr an der Tankstelle? Im Kiosk? Oder überm Frühstückstisch? Einstige Millionenauflagen schmelzen dahin.

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Abonnenten statt Auflage

Vor zehn Jahren waren die Digitalausgaben eine Ergänzung zu Print, „Digital too“ hieß es damals in den Verlagshäusern. Dann bekamen sie plötzlich Priorität – „digital first“ proklamierte auch Axel Springer. Und schon in ein paar Jahren werden sie ein Alleinstellungsmerkmal sein – „digital only!“. Als Maßstab für den Erfolg dient dann nicht mehr die Auflagenhöhe einer Zeitung, sondern die Zahl der Abonnenten, ganz gleich ob Print oder digital.

Anfang 2021 hatte sich in Deutschland das Verhältnis im Zeitungsmarkt erstmals gedreht. Mit einem Mal gab als es mehr Leser:innen der digitalen Ausgabe von Zeitungen oder von Magazinen als Leser:innen des gedruckten Wortes. Seither geht die Schere Woche für Woche weiter auseinander. Vorreiter sind die USA: Die New York Times hat heute eine Printauflage von nur noch 343.000 Exemplaren – bei 6,4 Millionen Online-Abonnements.

Mit der Digitalisierung der Medien ändert sich nicht nur das Format der Mediennutzung, sondern steigt auch die Schnelligkeit der Informationserstellung und -verbreitung. Ständig sind alle News in Realtime auf mobilen Endgeräten in fast jedem Winkel der Welt verfügbar.

Transformation auf dem Vormarsch

Die mediale Transformation kommt in Riesenschritten. Kein Stein bleibt auf dem Alten – doch was bedeutet dies für den Journalismus und die Kommunikationsbranche?

Journalisten haben Konkurrenz bekommen. Sie sind nicht mehr die einzigen Besitzer der Informationshoheit, die sie mit dem Leser teilen. Überall in der Welt kommen neue Informationslieferanten in Form von Bloggern, Usern, Online-Foren etc. hinzu. Doch nicht alles, was in den Sozialen Medien landet, muss auch stimmen. Fake News schleichen sich ein oder werden bewusst gestreut. Es fehlt die Instanz, die vorsortiert. Der Gatekeeper, der durch die tägliche Informationsflut führt.  Experten, die zwischen wahr und falsch, zwischen wichtig und unwichtig entscheiden können.

Es ist die Stunde des Qualitätsjournalismus. War die Digitalisierung zunächst als Fluch gesehen worden, der Lokalredaktionen schließen ließ oder den Job des Druckers vernichtete oder, der gewohnte, geliebte und bequem gewordene Abläufe in Frage stellte. Heute ist sonnenklar, dass die Digitalisierung der Weg in die Zukunft ist.

Auch die Kommunikationsbranche profitiert von dieser Transformation. Es entwickeln sich neue Kanäle, die bedient werden müssen und die nach ständigem Content suchen. Information erreicht viel schneller die Rezipienten und es entstehen neue Berufe sowie neue Formate. Kommunikation und „always on“ ist Teil des Alltags geworden.

Qualität mehr gefragt denn je

Gerade die stark steigenden Online-Abos der Medien, das Funktionieren des „Paid Content“-Modells oder das Entstehen neuer, digitaler Formate zeigen, dass die Nachfrage nach Information und nach Orientierung hoch ist.

Der Reuters Digital News Report zeigt, dass sich  eine deutliche Mehrheit der Deutschen auf die etablierten Medien verlassen, wenn es um Nachrichten geht. 67 bzw. 66 Prozent schenken den TV-Sendungen Tagesschau (ARD) bzw. heute (ZDF) ihr Vertrauen, während 63 Prozent sich auf die Lokal- bzw. Regionalzeitungen verlassen. Lediglich 14 Prozent glauben den News aus Social-Media-Kanälen.

Das Ende des Journalismus, das dereinst besungen wurde und der vermeintliche Tod der Tageszeitung sind Szenarios von gestern. Denn Qualität steht hoch im Kurs. Lediglich der Alltag der Journalisten hat sich verändert. Sie müssen heute schneller, agiler sein, und der Konkurrenzdruck ist höher geworden.

Geschäftsmodell für die Zukunft

Smartphone Journalisten wechseln lediglich ihren Verbreitungskanal von Print auf digital. Dies ist der Grund, weshalb die Verlage auch weiter in qualifizierte Mitarbeiter investieren werden – weil es sich lohnt. Der Journalismus in seiner digitalen Form ist schneller und wirtschaftlich attraktiver als je zuvor.

Axel Springer erwirtschaftet schon heute 95 Prozent seines Gewinns im Digitalgeschäft. Die FAZ kündigte an, 25 neue Stellen zur Stärkung des digitalen Journalismus‘ und die weitere digitale Transformation zu schaffen. Qualitätsjournalismus ist also ein Geschäftsmodell für die Zukunft. Daher heißt es in Zukunft „digital only“.

Für Kommunikationsabteilungen und Berater erhöht sich der Wirkungskreis. Während noch vor zehn Jahren bei einer Ankündigung vor allem zur Pressemitteilung gegriffen wurde, müssen die Kommunikatoren heute multimedial und holistischer denken. Digitale Kommunikation ist wesentlicher Teil ihres Jobs geworden, was ihn wiederum anspruchsvoller macht. Der „Newsroom“ hat die „Pressestelle“ verdrängt. Nachrichten sind in Echtzeit rund den Globus verfügbar. So schnell wie Journalisten arbeiten, so schnell müssen auch die Kommunikatoren sein. Trotz der digitalen Transformation bleibt beiden eine gemeinsame Konstante – die Qualität.

 

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  • Martin Halusa

    Martin Halusa ist Head of Media Relations & Content bei FleishmanHillard Germany. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung von nationalen und internationalen Medienstrategien sowie authentischen Inhalten für und mit Kunden. Er bringt jeweils mehr als 15 Jahre Erfahrung in der...

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