Das Metaverse und die Finanzen der Zukunft – Ein Call-to-Action für einen klugen Rechtsrahmen
Metaverse – eine Kurzübersicht
Für die einen ein Hype, für die anderen Hoffnung: Das Metaverse lockt mit neuen Technologien, lebensechten Erfahrungen und milliardenschweren Umsatzmöglichkeiten. Doch welches Potenzial der virtuelle Raum tatsächlich bereithält und wie es die Wirtschaft verändern wird, ist bislang nicht abzusehen. Die Idee ist, den Nutzern ein vollständiges Abtauchen in das Internet zu bieten und unabhängig von Zeit und Ort Zugriff auf Produkte und Services zu ermöglichen, die bislang hauptsächlich in der realen Welt existieren. Dabei ist von einem virtuellen Arztbesuch, digitalen Festivals und dem Erwerb von Grundstücken (fast) alles denkbar. Beeindruckend ist, wie rasant das oftmals sehr futuristisch anmutende Konzept nicht mehr nur von den großen Tech-Konzernen besetzt wird, sondern in allen Wirtschaftssektoren angekommen ist und auch in der hochregulierten Finanzbranche werden mögliche Anwendungsfelder diskutiert.
Vernetzen Sie sich mit Dr. Maximilian Vollmer und Vera Schaer auf LinkedIn.
Spielwiese der Zukunft für Finanzdienstleistungen?
Dabei sind nicht nur virtuelle Filialen mit 24/7-Beratung und „embedded finance“ für den Endkunden möglich. Vielmehr kann das Metaverse als sichtbare und interaktive Plattform für den Einsatz neuer Technologien dienen, wie etwa künstliche Intelligenz für Chatbots bei der Geldanlage oder die Tokenisierung von Vermögenswerten. Metaverse und Token-Ökonomie könnten sich hier ergänzen: Als Avatar könnte der Handel mit und der Erwerb von virtuellen Vermögenswerten mit den Sinnen erfahrbar, vor allem sichtbar werden. Wird etwa ein Token mit Eigentumsrechten an Gemälden, Sammleruhren oder Oldtimern erworben, könnte dieser gleichzeitig im Metaverse Zugang zur Besichtigung oder gar Benutzung der virtuellen Version des Wertgegenstands erlauben.
Großer Regulierungsbedarf für das Metaverse…
Ähnlich wie die analoge Welt wird auch der virtuelle Raum Regeln benötigen, um die Sicherheit seiner Nutzer zu gewährleisten und nachhaltig Business zu generieren. Zu denken ist an den Digital Services Act mit seinen Haftungs- und Sicherheitsvorschriften und die Datenschutzgrundverordnung. Einen Vorstoß wagt nun die EU-Kommission, die für 2023 erste Maßnahmen angekündigt hat. Der EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton gibt Hinweise, wohin die Reise gehen soll: Schwerpunkte liegen auf einer sicheren zwischenmenschlichen Interaktion im Metaverse, der Förderung von Spitzentechnologien und eine belastbare Dateninfrastruktur. Vorlagen für eine funktionierende Balance aus Innovationsförderung und der Eingrenzung zu großer Marktmacht im Metaverse gibt es bislang kaum. Die Politik steht vor der Frage, wie eine angemessener Rechtsrahmen auf unbekanntem Terrain gestaltet werden kann.
… und virtuelle Finanzdienstleistungen
Für Anwendungsfelder im Finanzbereich müsste regulatorisch etwa geklärt werden, wie sich die digitale Identität mit der Avatar-Identität im Metaverse koppeln und wie sich Verbraucherschutz und der Kampf gegen Betrug, Geldwäsche und Finanzkriminalität, etwa mit Blick auf die Regelungen zu den Schnittstellen von Finanzdienstleistern und des Metaverses der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 (Payment Services Directive2), in der virtuellen Welt umsetzen ließen. Wie kann etwa verhindert werden, dass sich ein fremder Avatar unrechtmäßig Zugang zu meinem Schließfach in der virtuellen 24/7-Filiale verschafft oder Transaktionen vornimmt? Bevor finanzielle Dienstleistungen sowohl mit neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz und Token als auch mit dem Metaverse verknüpft werden können, stehen also noch regulatorische Herausforderungen an.
Metaverse – So what? Ein Call-to-Action für die Gestaltung eines zukunftsfähigen Rechtsrahmens
Viele Meinungsführer und Experten führen berechtigte Zweifel an, ob sich das Metaverse jemals durchsetzen und ein Massenphänomen werden wird. Unabhängig davon, ob das Metaverse das Internet und seinen Gebrauch revolutionieren wird, bleiben die oben beschriebenen Entwicklungen relevant, da sie auch in einer anders gearteten virtuellen Welt eine Rolle spielen werden.
Die EU und Deutschland sollten daher ihre Vorstellungen klarmachen und ein technologieoffenes und zukunftsorientiertes Regelwerk im Austausch mit den Stakeholdern entwerfen und weiterentwickeln. Dabei sind Unternehmen und Zivilgesellschaft gefragt, Verantwortung zu übernehmen, Ihre Interessen und Vorstellungen im Dialog einfließen zu lassen und mit der Politik zu diskutieren.
Für business-relevante Kommunikationsinhalte wie diesen, melden Sie sich doch zu unserem Newsletter „FleishmanHillard Quarterly“ an, folgen FleishmanHillard Germany auf LinkedIn, lernen unser Team auf Instagram kennen oder besuchen unseren YouTube-Kanal.
-
Dr. Maximilian Vollmer arbeitet seit Oktober 2021 als Managing Supervisor im Berliner Büro von FleishmanHillard. Sein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der deutschen sowie europäischen Finanzmarktpolitik. Vor seinem Wechsel hat Maximilian mehrere Jahre Berufserfahrung in der Verbandspolitik gesammelt, zuletzt beim Wirtschaftsrat...