ChatGPT: Wie Künstliche Intelligenz die Kommunikationsbranche beeinflusst

Am 30. November 2022 wurde ChatGPT für die Öffentlichkeit freigegeben. Nur fünf Tage später fütterten bereits eine Millionen Nutzer:innen die künstliche Intelligenz (KI) mit ihren Anfragen. Gerade in schreibenden Berufen waren Neugierde und Sorge gleichermaßen groß:  Auf Basis weniger Stichworte schreibt der Textroboter menschlich anmutende Texte oder beantwortet Fragen, für die ansonsten stundenlang Suchmaschinenergebnisse gelesen werden müssten. Das am 14. März veröffentlichte ChatGPT 4 verspricht noch bessere Ergebnisse, zudem sind bereits mehrere Konkurrenzprodukte ins Rennen eingestiegen. Was aber bedeutet diese Entwicklung für die Kommunikationsbranche?

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Furcht oder Ehrfurcht

Die Diskussion rund um die Rolle von ChatGPT in der Kommunikationsbranche geht von „Dann fallen die Jobs weg“ bis hin zu „Endlich weniger Zeit für die Recherche verwenden“. Für eine abschließende Beurteilung ist es noch zu früh, jedoch zeichnen sich erste Tendenzen ab. Diese zeigen sich auch in einer kurzen Befragung von Journalist:innen im Rahmen des THE GLOBAL TREND HUNTERS QUICK TAKE von FleishmanHillard. Einige der Befragten sprechen sich deutlich gegen eine Nutzung aus, andere wiederrum wollen es für Basistexte und -recherchen nutzen. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass der menschliche Editor und Fakten-Checker nicht ersetzbar ist.

Zusammenarbeit mit Journalist:innen

Für die Kommunikationsbranche ist die vorsichtige Nutzung von ChatGPT eine gute Nachricht. So wird sich in absehbarer Zeit wenig an der Zusammenarbeit mit Journalist:innen ändern. Und auch wenn Nachrichtenagenturen wie Reuters und AP oder Medienunternehmen wie CNET einfache Meldungen von der KI erstellen lassen – alle Texte werden von Menschen überarbeitet und überprüft. Die dpa ist einen Schritt weitergegangen und hat jüngst ihre Guidelines zur KI-Nutzung veröffentlicht.

Basisrecherche

Ob bei Kampagnen oder beim Verfassen einer Pressemeldung bzw. eines längeren Beitrags: Die meiste Zeit nimmt in der Regel die Recherche ein. Während vielfach Wikipedia eine sehr beliebte Anlaufstelle ist, kann ChatGPT ebenso die Basisrecherche übernehmen und einen ersten Überblick zu dem Thema liefern. Hier kommt jedoch ein wichtiger Faktor ins Spiel: ChatGPT gibt nur wieder, was irgendwann einmal im Internet veröffentlicht wurde, und fasst diese Informationen zusammen. Man erhält also einen ersten Überblick, muss aber, genau wie bei Wikipedia, die erfassten Informationen verifizieren.

Texterstellung

Jetzt schon kann die KI verschiedene Textarten unterscheiden oder bereits geschriebene Texte umschreiben, zusammenfassen oder kürzen. Jedoch gilt bei der Texterstellung dasselbe wie bei der Recherche: Die Informationen müssen geprüft werden. Dazu kommt, dass verschiedene Überprüfungen von Texten gezeigt haben, dass diese von der Qualität eher mittelmäßig waren und (noch) nicht vergleichbar mit von Menschen geschriebenen Texten. Hilfreich kann das Tool jedoch beim sprichwörtlichen „Brett vorm Kopf“ sein.

Einsatzgebiete von KI

Abgesehen von der Texterstellung hat die KI bereits einen festen Platz innerhalb der Kommunikations- und Dienstleistungsbranche. So erleichtern Chatbots die Kommunikation mit Nutzern und können erste Anfragen beantworten oder Informationen über Produkte und Dienstleistungen bereitstellen. Durch den Einsatz von KI und Machine Learning-Technologien lernen Chatbots, natürlichsprachliche Eingaben zu verstehen und angemessene Antworten zu generieren. Das erhöht ihre Nützlichkeit sowie die Anwendungsbereiche.

Auch beim Monitoring kommt KI bereits zum Einsatz. Beispielsweise wird die Effektivität von Kampagnen gemessen oder es werden aktuelle Trends und Themen beobachtet. Zusätzlich kann die KI beim alltäglichen Medienmonitoring oder bei der Beobachtung im Krisenfall unterstützen und im Idealfall auf eine Nennungshäufung aufmerksam machen.

Fazit

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Mythos „Technologie zerstört Arbeitsplätze“ durch ChatGPT bewahrheitet, ist gering. Was aber klar ist: Die Arbeit in der Kommunikationsbranche wird sich verändern. Das sollte jedoch als Chance und nicht als Bedrohung verstanden werden.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Einflüsse noch überschaubar. Das Thema stiefmütterlich zu behandeln wäre aufgrund der steigenden Anzahl an Konkurrenzprodukten jedoch ein Fehler. Auch darf bei der Einsatzplanung der KI nicht ignoriert werden, dass bereits Tools existieren bzw. in der Entwicklung sind, die ChatGPT als Verfasser enttarnen, und dass es auch schon die ersten Datenlecks gab.

 

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  • Maike Störmer

    Maike Störmer ist als Account Executive im Media Relations Team von FleishmanHillard Germany in Frankfurt a. M. tätig. Im Rahmen der strategischen Kommunikationsberatung unterstützt sie in Kundenprojekten die externe Kommunikation von Unternehmen und Verbänden. Ihre Expertise liegt vor allem in...

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