Earth Day 2023: Nachhaltiges Bauen und Wohnen auf der politischen Agenda

Am 22. April ist wieder Tag der Erde. Der Earth Day entstand 1970 als Studentenbewegung in den USA. Das Ziel: Aufmerksamkeit erzeugen für Nachhaltigkeit und die Notwendigkeit, unsere Umwelt zu schützen. Der diesjährige Umweltaktionstag legt den Fokus auf nachhaltiges Bauen, Wohnen und Arbeiten. Als Beratung für strategische und politische Kommunikation befassen wir uns bei FleishmanHillard in vielen Projekten mit den politischen Zielen, Strategien und Maßnahmen zur Umsetzung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit in den verschiedenen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft.

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Das Motto des diesjährigen Earth Day wollen wir zum Anlass nehmen, Euch einen Überblick darüber zu geben, was ökologische Nachhaltigkeit in Bezug auf Gebäude bedeutet und was dazu auf der politischen Agenda zu finden ist. Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf die Treibhausgasemissionen, die durch Gebäude verursacht werden: Hierbei ist die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus essenziell. Denn gut ein Drittel aller Treibhausgasemissionen eines Gebäudes entstehen, bevor Menschen darin wohnen oder arbeiten: in der Bauphase.

Nachhaltigkeit muss bereits beim Bau ansetzen

Um diese so genannten grauen Emissionen zu verringern, die bei der energieintensiven Herstellung von Baustoffen wie Stahl und Beton entstehen, setzen SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag für diese Legislaturperiode auf die Ausweitung des Holzbaus. Mit einer Holz- und Leichtbau-Strategie wollen die Parteien dafür sorgen, dass künftig wieder vermehrt mit Holz gebaut wird. Zum einen soll dies den Bedarf an Stahl, Beton und Zement verringern und damit auch die Emissionen, die bei deren Produktion entstehen. Zum anderen bindet Bauholz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern CO2 aus der Luft langfristig.

Dort, wo auf Stahl und Beton nicht verzichtet werden kann, wird auf deren Dekarbonisierung gesetzt. Durch die Umstellung der Produktionsweise von Stahl soll dieser zukünftig emissionsfrei erzeugt werden. Dazu müssen die bisherigen Hochöfen durch so genannte Direktreduktionsanlagen ersetzt werden, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden können. Der Umbau der Produktionsanlagen erfordert milliardenschwere Investitionen der Unternehmen, die durch die Europäische Union und die Bundesregierung gefördert werden.

Bei der Dekarbonisierung von Zement und Beton werden wiederum die Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Utilisation/Storage – CCUS) eine wichtige Rolle spielen. Ende März hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen Stakeholder-Dialog zur Entwicklung einer Carbon Management-Strategie gestartet. In ihrem Rahmen will das Ministerium denkbare Einsatzfelder von CCUS in Deutschland bestimmen und die ökonomischen sowie die regulatorischen Rahmenbedingungen für den Hochlauf der Technologien entwickeln. Ein Beschluss des Bundeskabinetts ist für die zweite Jahreshälfte geplant.

Heizungswärme ist der wichtigste Hebel

Sind die Gebäude dann erstmal bezogen und werden als Wohnraum oder Arbeitsplatz genutzt, ist die Wärmeversorgung der wichtigste Hebel für Nachhaltigkeit. 70 Prozent des Primärenergieverbrauchs entfallen auf die Raumwärme, weitere 14,5 Prozent auf die Warmwasserbereitstellung. Daher ist es entscheidend für die Nachhaltigkeit von Gebäuden, auf welche Weise diese Wärme erzeugt und dass sie so effizient wie möglich genutzt wird.

Beide Aspekte adressiert das Gebäudeenergiegesetz (GEG), dessen Überarbeitung die Bundesregierung aktuell vorbreitet. Damit der Gebäudebereich bis 2045 treibhausgasneutral wird, sollen Wohn- und Bürogebäude in den kommenden Jahren zunehmend auf Basis erneuerbarer Energien beheizt werden. Ab 2024 werden hierzu – so der Plan – alle neuen Heizungsanlagen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben. Diese Vorgabe soll auf verschiedene Weise umgesetzt werden können. Zu den Erfüllungsoptionen zählen unter anderem der Anschluss an ein Wärmenetz, eine elektrisch angetriebene Wärmepumpe, eine Solarthermieanlage oder eine Heizung, die mit treibhausgasfreiem oder -neutralem Wasserstoff betrieben wird.

Eine weitere Änderung des GEG soll darüber hinaus die Energieeffizienz von Neubauten weiter steigern. Ziel ist, dass alle Neubauten ab 2025 nach dem KfW-Effizienzhaus 40-Standard errichtet werden. Auf europäischer Ebene wird aktuell zudem über die Einführung von Vorgaben zur energetischen Sanierung bestehender Gebäude verhandelt. Beide Maßnahmen sollen den Energieverbrauch von Gebäuden weiter reduzieren.

Jeder kann seinen eigenen Beitrag leisten

Nachhaltiges Bauen, Wohnen und Arbeiten hat noch viele weitere Facetten. Um die Nachhaltigkeit in diesem Bereich zu steigern, sind die Baustoffe, die wir nutzen, und die Art und Weise, wie wir heizen, aber zwei zentrale Stellschrauben. Ein Tag wie der Earth Day kann hilfreich sein, um sich die Zusammenhänge einmal bewusst zu machen und darüber nachzudenken, wo man selbst aktiv werden kann. Manche Menschen entscheiden vielleicht darüber, wie sie Ihr Haus sanieren und wie sie künftig heizen wollen. Gleichzeitig erbringt aber jeder, der sparsam mit Wärme und Warmwasser umgeht, täglich einen wichtigen Beitrag für mehr Energieeffizienz und den Schutz des Klimas.


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  • Hendrik Köstens

    Hendrik Köstens arbeitet seit April 2021 als Managing Supervisor im Berliner Büro von FleishmanHillard. Sein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der deutschen sowie europäischen Energie- und Klimapolitik. Vor seinem Wechsel arbeitete Hendrik sechs Jahre beim Tagesspiegel Verlag, wo er als Chef...

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